(Der
Text ist meiner Promotion "Urheber- und wettbewerbsrechtliche Probleme von
Linking und Framing" entnommen)
Jeder
Anbieter, der mit seinem Web-Projekt online geht, muss sich im Klaren darüber
sein, dass er Teil eines weltweiten Hypertext-Systems ist, in dem er nicht
allein ist. Wenn er das nicht akzeptieren kann, ist er im Web fehl am Platz und
hat das falsche Medium gewählt. Die Grundregeln des Web werden von den Ideen
des Web bestimmt, nicht von den hermetischen Zwangsvorstellungen einiger Zuspätgekommener.[2]
Eine
Webseite ist eine Datei, die in der Sprache HTML geschrieben ist und zwei
verschiedene Dinge enthält: Zum einen den Text, der auf dem Bildschirm
erscheinen soll, zum anderen in Winkelklammern stehende Befehle, wie dieser
dargestellt werden soll. Diese Befehle werden als HTML-Tags bezeichnet. In ihrer
Gesamtheit bilden sie die Computersprache HTML. Text und HTML-Tags zusammen
nennt man auch Quellcode oder HTML-Code. Im Browserfenster selbst wird nur der
Text angezeigt. Der Quellcode lässt sich über einen Menüpunkt des Browsers
aufrufen.[3]
Viele
HTML-Tags bestehen aus zwei Teilen, die vor und hinter dem Text stehen, auf den
sie sich beziehen. Der Endbefehl unterscheidet sich vom Anfangsbefehl durch
einen vorangestellten Querstrich. Der Befehl <b> z.B. sig-nalisiert einem
Browser, dass er den nun folgenden Text in Fettschrift darstellen soll, der
Befehl </b>, dass die Fettschrift ab dieser Position wieder beendet werden
soll.
1.
Funktionen von Links
Hyperlinks
bieten zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten. Sie können Nutzer per Mausklick
von Webseite zu Webseite springen lassen, ohne dass die Eingabe einer neuen
Internet-Adresse nötig wäre und unabhängig davon, auf welchem Server die
Zieldatei abgelegt wurde. Sie sind das Bindeglied zwischen verschiedenen
Dokumenten und ermöglichen erst die Navigation im Web. Sie sind für dessen
Funktionalität von entscheidender Bedeutung und werden nicht zu Unrecht als das
„Herzstück des Internets“ bezeichnet.[4]
Verglichen werden sie häufig mit Querverweisen in wissenschaftlichen Arbeiten.
Im Unterschied zu ihrem Offline-Gegenstück ist der Zugang zu dem verwiesenen
Material allerdings wesentlich schneller möglich. Er ist nur einen Mausklick
entfernt. Die gegebenenfalls mit größerem Aufwand – man denke nur an ausländische
Quellen – verbundene Suche nach einem verwiesenen Buch entfällt.
Unterscheiden
lassen sich in einer ersten Grobeinteilung interne und externe Links.[5]
Erstere bringen den Nutzer zu einer anderen Webseite innerhalb einer Homepage,
letztere zu der Webseite eines anderen Anbieters. Links können damit einerseits
zur Strukturierung der eigenen Homepage dienen, indem Inhalte des eigenen
Angebots auf mehrere durch Links verbundene Webseiten verteilt werden und damit
die Übersichtlichkeit erhöht wird,[6]
andererseits ermöglichen sie es, einen Nutzer zu weitergehenderen externen
Informationsquellen zu verweisen. Auf deren konkrete Gestaltung hat der
Linkanbieter allerdings i.d.R. keinerlei Einfluss. Er kann sie insbesondere
nicht selber verändern und ihre dauerhafte Verfügbarkeit im Internet
garantieren. Wird die verlinkte Webseite entfernt, weist der Link ins Leere.
Einem Surfer wird eine Fehlermeldung angezeigt.
Der
Webmaster, auf dessen Webseite verwiesen wird, bekommt von dem Link häufig zunächst
nichts mit. Dass er selbst mit demjenigen, der den Linkgesetzt hat, in Kontakt steht oder gar eine Zustimmung zu dem Link erklärt
hat, ist der seltenere Fall. Er profitiert jedoch selbst durch den Link, da er
Besucher auf seine Webseiten führt, die diese ohne ihn gegebenenfalls nie
gefunden hätten. Ohne etwas dafür investiert zu haben, werden zusätzliche
potentielle Kunden dem eigenen Angebot zugeführt.
Als
Ziel eines Links kommt bei internen und bei externen Verweisen auch eine Stelle
innerhalb einer Webseite in Betracht, allerdings nur dann, wenn an dieser mit
Hilfe eines HTML-Tags eine Textmarke gesetzt wurde. Bei eigenen Dokumenten ist
dies leicht möglich,[7]
bei fremden Webseiten zur Zeit noch unmöglich.[8]
Hier können lediglich mit Hilfe des Quelltextes bestehende Textmarken ausfindig
gemacht und angesteuert werden.
Links
haben über ihr gerade beschriebenes klassisches Anwendungsfeld hinaus noch
zahlreiche andere Anwendungsbereiche. Möglich sind Download-Verweise, bei denen
das Verweisziel eine zum Download angebotene Datei, etwa eine ZIP, MP3 oder
PDF-Datei ist, und E-Mail Verweise.[9]
Klickt ein Besucher auf einen entsprechenden Link, öffnet sich i.d.R.
automatisch das von ihm verwendete E-Mail Programm. Die Angabe in der
Betreff-Zeile kann ebenfalls voreingegeben werden. Links können ferner den
Besuchern einer Webseite erlauben, diese mit einem Klick in die Favoritenleiste
des Browsers aufzunehmen, sie als Startseite des Browsers einzustellen oder ein
Java-Script zu starten. Relevant für diese Arbeit sind nur Links auf Webseiten
anderer Anbieter und Download-Verweise.
2. Erstellung
und Arten von Links
Das
Erstellen eines Links erfolgt in gängigen Editorprogrammen auf sehr einfache
Weise.[10]
Zunächst wird der Teil des Textes bzw. ein Bild oder ein Teil davon markiert,
der als Anker für den Link dienen soll. Nach einem Klick auf den Befehl
„Hyperlink“ im Menü „Einfügen“ wird der Name der Datei angegeben, zu
der der Link weisen soll. Sofern in einem Programm wie Frontpage oder Word die
Adresse einer Webseite im URL-Format eingegeben wird, wird diese zudem
automatisch in einen Hyperlink verwandelt.
Der
HTML-Befehl zur Erstellung eines Links lautet <a>, wobei das „a“ für
anchor steht. Ein HTML-Befehl kann durch Attribute noch genauer bezeichnet
werden. Bei Links sind dies die Attribute name und href. Ersteres
definiert eine Textmarke und erlaubt es, einen Link auf eine bestimmte Stelle
innerhalb eines Textes zu setzen. Klickt ein Nutzer einen solchen Link an, wird
er nicht an den Anfang einer Webseite versetzt, sondern gleich zu einem
bestimmten Abschnitt innerhalb der Webseite. Es erfolgt aber trotzdem eine Übertragung
der kompletten Webseite.
Das
weitaus wichtigere Attribut ist href. Dieses steht für Hypertext
Reference und erlaubt die Definition eines Sprungzieles. So würde folgender
Befehl einen Link zur Website von mir darstellen:
Im
Browser sichtbar sind nur die Worte “Meine Homepage”. Dass es sich bei
diesen nicht um einen einfachen Text, sondern um einen Link handelt, ist an
ihrer farblichen Hervorhebung zu erkennen. Zudem ist der Verweistext meistens
unterstrichen. Sofern ein Link keinen Text als Anker hat, sondern sich hinter
einer Graphik, z.B. einem Bild oder Button, verbirgt,[11]
kann ein Nutzer dies erkennen, indem er mit der Maus über die Graphik fährt.
Bei einigen Links verändert sich dabei die Gestaltung der Graphik. In der Zeile
unterhalb des Browserfensters wird die Zieladresse des Links angezeigt.
Nach
Anwahl des Links wird die entsprechende Zieldatei vom Server angefordert, an den
Computer des Nutzers übermittelt und im Browserfenster dargestellt. Dies kann,
je nachdem, welche Einstellung der Linkprovider wählt, in einem neuen, in einem
bestehenden oder in einem Teil eines bestehenden Browserfensters erfolgen. Die
URL des verknüpften Dokuments erscheint mit Ausnahme der letzten Alternative,
es handelt sich um die Möglichkeiten des Framing bzw. Inline-Linking, in der
Adresszeile des Browsers. Auf dem Computer des Linkanbieters oder dem Server,
auf dem die Webseite mit dem Link abgelegt ist, wird bei diesem Vorgang keine
Kopie erzeugt.
Surface
und Deep Links unterscheiden sich einzig in ihrem Sprungziel. Als Surface Links
bezeichnet man Verweise, die auf die Startseite eines anderen Content-Providers
zielen. Deep Links hingegen weisen auf die tieferliegenden Webseiten eines
Angebots. Ein Surfer wird z.B. direkt zu der Beschreibung eines Produkts oder
eines Zeitungsartikels geschickt, ohne dass er sich diesen Weg erst von der
Startseite aus suchen müsste.
HTML-Dokumente
selbst sind auf reinen Text beschränkt und können keine Bilder oder Töne
enthalten. Dateien mit Graphiken oder Text lassen sich jedoch mit Hilfe von
Inline-Links in die eigene Webseite integrieren. Die einzubindende Datei ist auf
einem Server abgelegt. Es genügt daher, in der HTML-Programmsprache die Adresse
der Datei anzugeben und den Browser zu veranlassen, z.B. ein Bild von dem Server
abzurufen und an einer vorher festgelegten Stelle auf der eigenen Webseite
anzuzeigen. Für einen Besucher macht es keinen Unterschied, ob das Bild von
einem eigenen oder fremden Server stammt. Ihm wird die Herkunft des Bildes von
einem anderen Server oftmals gar nicht auffallen. Dies wird dadurch begünstigt,
dass er beim Inline-Linking selber keinen Link aktivieren muss und die URL der
verknüpften Datei nicht in der Adresszeile des Browsers angezeigt wird.
Herausfinden lässt sich die Herkunft der Datei nur mit Hilfe des Quelltextes
oder durch die Anzeige der Eigenschaften eines Elements.
c)
Frames
Frames
bieten die Möglichkeit zur gleichzeitigen Darstellung mehrerer HTML-Dateien
innerhalb eines Browserfensters. Hierzu wird dessen Anzeigebereich in
verschiedene Segmente (=Frames) aufgeteilt, die jeweils einen eigenen Inhalt
haben können. Frames werden seit Netscape Navigator 2.0 bzw. MS Internet
Explorer 3.0 unterstützt.[14]
Sie sind seitdem ein aus dem Internet nicht mehr wegzudenkendes
Gestaltungsmittel. Zur Erstellung einer Frameseite sind mehrere HTML-Dateien
erforderlich: Ein sog. Frameset, welcher Informationen zu den einzelnen Frames
enthält, z.B. über ihre Zahl und Größe und welche Webseite in welchem
Bereich dargestellt werden soll, und für jeden Frame eine Datei.
Zwei
oder mehrere Frames können nebeneinander, übereinander oder verschachtelt
angeordnet werden. Beispielsweise kann in einem Kopfframe das Logo eines
Unternehmens eingeblendet werden und dort sichtbar bleiben, wenn ein Besucher
auf tieferliegende Webseiten zugreift. Zwischen den Frames erscheint ein Rahmen,
der allerdings unterdrückt werden kann. Dann ist es für einen Nutzer auf den
ersten Blick oft nicht mehr möglich, die Verwendung von Frames zu erkennen.
Klickt
ein Besucher auf einen Link in einem Frame, wird die Zielseite wieder im
gleichen Frame dargestellt, sofern der Verweis nicht zusätzliche Angaben enthält.[15]
Beliebt ist etwa die Aufteilung in zwei Spalten, wobei sich in einer eine Menüleiste
zur Navigation befindet. Hier ist es erforderlich, dass nach dem Anklicken eines
Menüpunktes der Inhalt im anderen Frame dargestellt wird und die Menüleiste
weiterhin sichtbar bleibt. Dies geschieht mit Hilfe des Attributs target=.
Webseiten
fremder Anbieter lassen sich nach Betätigen eines Links im eigenen Frameset
darstellen.[16]
Sofern die geframte Webseite nicht die Startseite des Angebots ist, spricht man
von einem Deep Frame. Da in der Adresszeile des Browsers in aller Regel nur die
URL des Framesets angezeigt wird,[17]
kann ein Besucher einem Irrtum über den Urheber oder Anbieter der geframten
Webseite unterliegen. Sofern er jedoch mit dem Mauszeiger über den Link fährt,
ohne ihn zu aktivieren, wird in der sog. Statusleiste des Browsers die Adresse
der verlinkten Webseite angezeigt. Um einem Irrtum von vorneherein vorzubeugen,
können externe Links mit dem Attribut target=“_top“ versehen werden.
Die verwiesene Webseite wird dann nicht mehr im Frame angezeigt. Möglich ist es
ferner, mit dem Attribut target=_blank die Zielseite in einem neuen zusätzlichen
Browserfenster erscheinen zu lassen. Der Vorteil hierbei ist es, dass die alte
Webseite erhalten bleibt und ein Surfer leichter wieder auf sie aufmerksam wird,
weil er dieses Fenster erst noch schließen muss. Gelegentlich finden sich
schließlich Gestaltungen, bei denen der Surfer selber wählen kann, ob er die
fremde Webseite in einem Frame oder in Vollansicht aufrufen möchte.
[3]Im Internet Explorer im Menü „Ansicht“ unter „Quelltext
anzeigen“.
[4]Vgl. Kochinke/Tröndle,
CR 1999, 190; ähnlich Bolin, Linking and Liability, <http://www.bitlaw.com/internet/linking.html>.
Bei Brunner, Die Zulässigkeit
von Hyperlinks nach schweizerischem Recht, S. 4, findet sich die
Bezeichnung „Lebensadern des WWW“.
[5]Zum Teil
finden sich in der Literatur auch die Begriffe intra-page, intra-system und
inter-system Links. Intra-page-Links verknüpfen Stellen innerhalb eines
Dokuments, intra-system-Links zwei Webseiten einer Homepage, und ein
inter-system-Link richtet sich auf die Webseite eines anderen Anbieters.
Brunner, Die Zulässigkeit von Hyperlinks
nach schweizerischem Recht, S. 7, spricht von Outlink und Insitelink.
[6]Zu einer
besonders extravaganten Gestaltung Veltman, Sound and Fury of
HyperMacbeth, <http://www.wired.com/news/culture/0,1284,52761,00.html>.
Auf der Website <http://digilander.iol.it/dlsan/macbeth/the_mac.htm>
findet sich eine Version des Stücks Macbeth von Shakespeare. Dabei
erscheint zumeist nur ein Satz des Stücks, verbunden jeweils mit einem
Hyperlink, dessen Betätigung den nächsten Satz erscheinen lässt. Dies
funktioniert nebeneinander mit der englischen und der italienischen Version
des Stücks.
[7]Vgl. z.B. den
Menüpunkt „Textmarke“ im Menü „Einfügen“ von Frontpage Express.
[8]Nach Einführung
der Nachfolgesprache XHTML wird es in Zukunft möglich werden, beliebige
Stellen eines fremden Dokuments anzusprechen.Zu XHTML vgl. S. 83
f.
[9]So z.B. der
Tag <a href=mailto:stephanott-bayreuth@t-online.de>.
[10]Derjenige, der einen Link
setzt wird im folgenden als Linkprovider oder Linkanbieter bezeichnet.
[11]Möglich ist es auch, ein
Bild in Bereiche zu teilen und je nachdem, in welchen Bereich es angeklickt
wird, zu einer unterschiedlichen Zieldatei führen zu lassen. Es handelt
sich um eine sog. Image-Map.
[12]Die Terminologie war
insbesondere zu Beginn der Diskussion uneinheitlich. In älteren Aufsätzen
finden sich für einen Link auf die Startseite eines anderen Angebots auch
die Begriffe direct link, site link und hypertext link. Vgl.
Fernández-Diéz, The linking law of the World Wide Web, <http://www.uam.es/centros/derecho/publicaciones/pe/english.html>
m.N.
[13]Auch als IMG Link,
embedded link oder inlined image link bezeichnet. Zum Teil findet sich der
Begriff auto-load link im Gegensatz zu Links, die erst vom Nutzer aktiviert
werden müssen und deshalb invoke-to-load-link genannt werden.
[14]Ältere Browser können
Frames nicht darstellen.
[15]Daraus folgt auch, dass
nicht nur die erste verlinkte Webseite in einem Frame dargestellt wird,
sondern jede weitere, die durch einen Link innerhalb der geframten Webseite
aufgerufen wird. Einem Nutzer ist es allerdings möglich, die verlinkte
Webseite in einem neuen Fenster zu öffnen und aus dem Frame ausbrechen zu
lassen, indem er mit der rechten Maustaste den Link anklickt und den Menüpunkt
„In neuem Fenster öffnen“ wählt.
[16]Insoweit unterscheidet
sich Framing i.d.R. vom Inline-Linking. Möglich ist es jedoch, bereits auf
der Startseite einen Fensterinhalt mit einer fremden Webseite zu füllen.
Dann bedarf das Framen nicht erst des Verfolgens eines Links durch einen
Nutzer. In der gerichtlichen Praxis ist diese Fallgestaltung noch nicht
relevant geworden.
[17]Möglich ist es
allerdings, mit Hilfe eines CGI-Skripts eine andere URL als die des
Framesets erscheinen zu lassen. Auf diese Methode greift z.B. die Website
„baumarkt.de“ zurück, die bereits wegen Framing vor dem LG Düsseldorf
verklagt wurde, am Ende aber obsiegte. Zu diesem Verfahren siehe S. 83
. Zu CGI-Skripts siehe S.
83
.